Introduction
Nizhni
Novgorod
Izhevsk
Yekaterinburg
Samara
Saratov
Exhibition
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13.07.04
Läge Nishni in Mitteleuropa, wäre es wahrscheinlich
ein ebensolches Traumziel wie Florenz. Dem Zauber kann man sich einfach
nicht entziehen. So aber finden sich zu Füßen des Piloten,
der das Steilufer krönt, nur russische Wolgabewunderer. Und ich.
Sie aber ist wunderbar. Groß, breit, langsam, träge. Des Nachts
wird es gar nicht so recht dunkel, die Luft ist mild, Mädchen wandeln
die Promenade entlang, Jungs sind auf der Suche, Limousinen schieben langsam
vorbei, manchmal ruft einer heraus, halten auch - es ist nicht ganz klar,
ob die Frauen einfach nur zur Freude hier sind oder doch ernsthafter Arbeit
nachgehen.
Und man kann weit, sehr weit sehen, und die Schiffe liegen in der Mitte
und liegen und liegen.
Die Künstler hier können natürlich auch alle nicht von
ihrer Arbeit leben, haben Grafikagenturen u.a., gestern traf ich sogar
einen Garagennachtwächter, der behauptete, Maler zu sein (und dazu
Monarchist); ein anderer, junger, hipper Multikünstler dagegen arbeitet
als Radiomoderator. Ich muss unbedingt erfahren, wie Künstler hier
irgendwann die Entscheidung treffen, sich am zeitgenössischen Kunstgeschehen
zu orientieren. Wie der Radiomann zum Beispiel. Denn wie mir scheint,
ist das hier keinesfalls normal, mir sind schon einige junge Kunststudentinnen
begegnet (komischerweise wirklich fast alles Frauen), die mit Hingabe
an ihren Feldstaffeleien Kirchen in Wladimir und die Prachtstrassen von
Nishni gemalt haben. Natürlich konnte ich es mir nicht versagen,
auch sie zu fotografieren, Gläubige einer heilen (Kunst-)welt. Der
Radiomoderator dagegen hatte fast etwas Christushaftes in seiner tiefen
Überzeugung, durch seine Aktionen die Menschen zu verändern.
Aber vielleicht ist das hier ja wirklich so, nicht wie im schon völlig
überreizten Berlin. --
Ateliers haben sie natürlich auch keine, eben war ich grad im Atelier
eines Buchkünstlers, eine Einzimmerwohnung, die eindeutig auch als
solche dient. Das Atelier war eigentlich der Computer. Und er eigentlich
Atomphysiker, die ausgebildeten Künstler hier seien die traditionellen,
meint er, was sich deckt mit den pinselnden Frauen.
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