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Dies ist ein Bericht von einer Reise zu Künstlern in größeren Provinzstädten Rußlands. Eine Reise, die zuerst nur eine Reise im Internet und auf der Landkarte war, geleitet von E-mail-Bekanntschaften, die mich virtuell von Stadt zu Stadt reichten. Zwar kannte ich von früheren Reisen die russische Hauptstadt und auch das Kaliningrader Gebiet im äußersten Westen Rußlands, aber meine Vorstellung von den Orten und dem Kunstgeschehen zwischen Moskau und Sibirien beschränkte sich auf das, was mir einige wenige Zeilen im Outlook beschrieben; Reiseführer über diese Gegenden konnte ich nicht finden. Also fuhr ich nach Nishni Nowgorod, weil daher die erste Antwort kam, nach Jekaterinburg, weil der Name so schön klingt und nach Saratow, weil es bei Engels liegt. Aus Samara erhielt ich zwei Wochen vor meiner Abreise überraschend die Einladung, die vorläufigen Ergebnisse meiner Arbeit im dortigen Literaturmuseum zu zeigen.
Die Namen aus meinen E-mail-Kontakten verwandelten sich zwar nach und nach in reale Menschen, doch die künstlerischen Vorlieben meiner Kontaktpersonen wurden für mich erst später erkennbar. Viele waren Kunstwissenschaftlerinnen, die mir jeweils einige Künstlerinnen und Künstler vorstellten – aber, wie mir im nachhinein klar wurde, natürlich nicht alle, und auch nur die »zeitgenössischen«. Die »traditionellen« wollte mir wohl niemand zumuten. Die so ausgewählten Künstler fotografierte ich, ihre Arbeiten, Ateliers und Wohnungen.
Nicht erwartet hatte ich, daß fast alle mir etwas schenken wollten: Kataloge zumeist, aber auch CDs, Fotos, Originalzeichnungen, Bücher, T-Shirts, Anstecknadeln. Mein Gepäck verdoppelte sich binnen kürzester Zeit.
All das, was ich nicht fotografieren oder mitnehmen konnte und wollte, beschrieb ich während der Reise in ausführlichen E-mails, die nun meine Fotografien ergänzen.

Alena Meier